Produzent*Innen im globalen Handelssystem sind die Vorteile des Welthandels ungerecht verteilt. Die Menschen weltweit, die dafür sorgen, dass wir in Supermärkten täglich ein umfangreiches Lebensmittelangebot vorfinden, profitieren am wenigsten davon. Sie haben mit prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen zu kämpfen. Der Faire Handel schafft die Voraussetzungen Produzentinnen aus Afrika, Asien und Lateinamerika, zu einer einflussreichen Kraft für Veränderungen in ihrem Umfeld zu werden und selbstbestimmt ihre Zukunft zu gestalten.

Rund 1,7 Millionen Bäuer*innen sowie Arbeiter*innen aus 72 Anbauländern arbeiten im Fairen Handel. Bäuer*innen schließen sich in demokratischen Organisationen zusammen, die ihre Interessen auf dem Markt besser vertreten und über gemeinsame Anschaffungen und Fortbildungen ihre Ernteerträge erhöhen. Arbeiter*innen werden unterstützt ihre Rechte und Bedürfnisse z.B. durch Gewerkschaften zu vertreten und bessere Arbeitsbedingungen sowie eine stabilere Lohnsituation zu erreichen.

Anne Abuke: „Heute erzähle ich jungen Müttern, wie weit wir gekommen sind.“

Vor 28 Jahren begann Anne als Hilfsarbeiterin bei Shalimar, heute ist die 48-Jährige verantwortlich für die Einhaltung der Hygienevorschriften auf der Blumenfarm. Die sechsfache Mutter erinnert sich noch lebhaft daran, wie schwierig die Situation früher für junge Mütter war: „Damals, in den 90er Jahren, kehrten die Frauen nach der Entbindung innerhalb einer Woche oder weniger zur Arbeit zurück. Wir hatten keinen Mutterschaftsurlaub und wurden für die Zeit, in der wir schwanger waren oder uns von der Geburt erholen mussten, nicht bezahlt. Wir hatten keine Wahl. Wir mussten so schnell wie möglich wieder arbeiten, denn wenn wir zu Hause blieben, hatten wir kein Geld, um uns um unsere Familien zu kümmern“.

Im Jahr 2003 zeichnete sich ein Wandel ab. Die Beschäftigten begannen, sich gewerkschaftlich zu organisieren und konnten erste Maßnahmen einführen, die ihre Situation auf der Farm verbesserten. Im selben Jahr wurde Anne als Arbeitnehmervertreterin in die Gewerkschaft gewählt. 2004 wurde die Blumenfarm Fairtrade-zertifiziert.
Fortan setzte sich Anne energisch für die Belange der Arbeiterinnen ein. Die Einführung einer „Green Card“ für stillende Mütter war zu großen Teilen Annes Verdienst: „Sie zeigten die Karte am Tor zur Farm vor und erhielten damit eine Stunde Pausenzeit zusätzlich zur Mittagspause, um ihre Kinder zu stillen.“ Als Anne 2008 ihr letztes Kind bekam, konnte sie die Früchte ihrer Bemühungen voll auskosten: „Ich machte eine bezahlte Pause von drei Monaten, bevor ich wieder arbeiten ging. Das war noch nie passiert! Heute erzähle ich jungen Müttern, wie weit wir gekommen sind. Sogar männliche Kollegen bekommen nun einen 15-tägigen Vaterschaftsurlaub.“

Weiter Informationen: Aktion „Mit fairen Rosen für Frauenrechte“ auf fairtrade-deutschland.de